Sonntag, 18. März 2012

Exemplar 44

Als ich mich am 17. März zur Leipziger Buch- und zur 18. Antiquariatsmesse aufmachte, traf ich im Bus erst einmal japanische Prinzessinnen, blutbespritzte Chirurgen, martialisch anzusehende Schwertkämpfer, drollige Fabelwesen und auch einen weiteren Pirckheimer. Ich sah sie alle auf der Messe wieder und weitere Pirckheimer. In den Nachrichten hatten wir zwar gehört, dass die diesjährige Messe einen Besucheransturm verzeichnet, aber was sich dann vor Ort zeigte, war überwältigend. Diese Messe ist zu einem wirklichen Volksfest geworden, wobei mich vor Allem wieder beeindruckte, wie viele noch junge Buchliebhaber Leipzig anzieht. Und dabei war die Abteilung Manga und Comic bei Weitem nicht mehr so groß, wie noch im vergangenen Jahr, dafür war das Kinder-, Jugend- und Schulbuch diesmal umfangreicher vertreten. Erfreulich war auch festzustellen, dass das Thema Buchgestaltung und Buchkunst wieder stärker im Mittelpunkt der Buchpräsentation stand, natürlich neben dem Hörbuch und elektronische Medien, die das Buch im klassischen Verständnis weiter zunehmend verdrängen. Aber es scheint sich eben auch die gegensätzliche Tendenz abzuzeichnen, dass neben dem digitalen "Buch" ebenso das gedruckte, das künstlerisch gestaltete Buch und sogar das Buchhandwerk wieder an Bedeutung gewinnt. Und es waren, so hatte ich den Eindruck, wieder mehr Graphiker und Buchkünstler, kleinere Pressen und Verlage vertreten, für die das Buch nicht ausschließlich ein Verkaufsprodukt, sondern ein Kunstobjekt ist.
Diese positive Einschätzung zur Zukunft des Buches konnte man für die Antiquariatsmesse leider nicht in gleichem Maße treffen. In den Gesprächen war deutlich herauszuhören, dass für viele Antiquare nur noch die Präsenz auf dieser Messe wichtig ist und sie von vornherein kaum mit einem nennenswerten Umsatz rechneten. Auch die angeschlossene Antiquariatsmeile, eine lange Regalstrecke mit kleinpreisigen Titeln, wurde nicht unbedingt positiv eingeschätzt, da man feststellte, dass sich die Kunden zwar gern mit billigem, oder besser "preiswertem" Lesefutter eindeckten, sich aber für die raren Sammlerstücke kaum interessierten. So hielt sich der Ansturm auf die Antiquariatsmesse im Gegensatz zur Antiquariatsmeile auch in Grenzen. Nur so kann ich mir erklären, dass ich noch am vorletzten Tage der Messe problemlos die aktuelle Nummer der Insel-Bücherei "Günter Grass, Lebenslang", die für die 18. Antiquariatsmesse in einer Sonderausgabe von 200 nummerierten Exemplaren erschien, bei meinem Bonner Kollegen als Nummer 44 erstehen konnte.
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