Donnerstag, 17. Oktober 2013

Raubgut identifiziert

32 Bücher von Carl Neuberg werden zurückgegeben
 
Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) restituiert 32 Bücher an die in den USA lebenden Erben des 1939 vor den Nationalsozialisten geflohenen Biochemikers Professor Dr. Carl Neuberg. Das ist der bisher größte zusammenhängende Privatbestand, den die ZLB finden und zurückgeben konnte.
Bücherregal mit den Werken, die ans Leo Baeck-Institut verschickt werden
Im Bestand der ZLB befindet sich eine unbekannte Menge geraubter Bücher, hauptsächlich aus dem Besitz der verfolgten und ermordeten Berliner Juden. Seit 2010 sucht die ZLB verstärkt nach diesem NS-Raubgut, insgesamt gelten allein in der Berliner Stadtbibliothek (BStB) der ZLB mehr als 200.000 Bücher als verdächtig. Im Zuge dieser Forschung konnten nun auch Bücher von Carl Neuberg identifiziert werden. Es handelt sich um Fachbücher mit Provenienzhinweisen wie Autogrammen, Namens- und Adressstempeln, Anmerkungen oder Widmungen. Die Bücher, vor allem biochemische Spezialliteratur, teilweise mit ehrenden Widmungen der Verfasser, werden von den Enkelinnen Neubergs zur Bewahrung seines Andenkens an das New Yorker Leo Baeck Institut übergeben.
Prof. Dr. Carl Neuberg (29.7.1877– 30.5.1956) gehörte zu den führenden Biochemikern seiner Zeit und war 25 Mal für den Nobelpreis nominiert. Er lehrte an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin und leitete ab 1913 die von ihm begründete Abteilung für Biochemie am Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI). 1939 floh Neuberg in die Niederlande und emigrierte über Frankreich, Palästina, Iran, Irak, Indien und weitere Stationen in die USA.
Neubergs zurückgelassener Besitz wurde in Kisten verpackt und eingelagert, darunter auch die Bücher seiner Bibliothek. Ein großer Teil davon ging vermutlich durch Kriegseinwirkung verloren, ein anderer Teil von Neubergs Besitz wurde 1941 von der Gestapo geraubt und 1944 öffentlich versteigert. Weitere, einzelne Bücher aus Neubergs Bibliothek gelangten unrechtmäßig in den Bestand der BStB.

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