Freitag, 15. November 2013

Wege zu Büchner

Der Schriftsteller, Mediziner und Revolutionär Georg Büchner (1813 – 1837) gilt als einer der bedeutendsten Autoren des Vormärz. Zu seinem 200. Geburtstag zeigt das Klingspor-Museum zeitgenössische Inszenierungen seiner Werke.
Barbara Fahrner und Robert Schwarz zählen zu den Protagonisten im Feld des Künstlerbuchs. Beide haben sich auf höchst unterschiedliche Weise mit Büchner auseinandergesetzt. In ihren Werken verdeutlichen sie den Anspruch dieser Kunstgattung, literarische Texte nicht zu reproduzieren, sondern zu inszenieren. Sie setzen jedoch nicht nur markante Akzente in der Buchkunst, sondern schaffen darüber hinaus Laut- und Klangbilder, die der Eindringlichkeit der Sprache Büchners neue Begegnung öffnen.
Das Buch „Leuchte“ ist eine Novelle, die die Künstlerin aus der Übertragung von Büchners „Lenz“ in der sogenannten Oulipo-Manier abgeleitet hat. Das Akronym Oulipo kommt von L' Ouvroir de Littérature Potentielle (franz. „Werkstatt für Potentielle Literatur“) und fußt auf Experimenten, die ab 1960 von Francois Le Lionnais und Raymond Quenneau entwickelt wurden. Im Sinne des erweiterten Kunstwerks ist eine Art des erweiterten Lesens intendiert, das Umdeutungen als Metamorphose des Urtextes würdigt. Fahrners malerische Einbettung des Textes auf neuen großen Bögen entwirft eine autonome Interpretation zu Büchners Erörterung von Dichtung als Darstellungsmembran der Wirklichkeit.
Robert Schwarz‘ opulentes Unikat-Buch ist eine malerische Begegnung mit Woyzek. Seine Bilder treten mit ihrer farblichen und gestischen Intensität in Dialog mit der tragischen Entwicklung des literarischen Stoffes. Er animierte Schwarz, der schon viele Jahre das großformatige Buch, das raumgreifende Bild auf Stoffbahnen und Rauminstallationen mit seinen Drucken erstellt, nun auch den Film als Medium zu nutzen. Tilmann Schwarz sorgte für die Vertonung der Bilder.
An den Revolutionär Büchner und seinen Kampf für eine demokratische Gesellschaft knüpft das Kunstprojekt „Länderboten“ an. Es wurde im Auftrag des Amts für Kulturmanagement von den Offenbacher Künstlerinnen Anny und Sibel Öztürk und Heiner Blum, Professor an der HfG Offenbach, entwickelt, in Anlehnung an Büchners Hessischen Landboten.
Mit ihrem Projekt wollen die drei Künstler jeweils einem Menschen aus jeder der 156 in Offenbach vertretenen Nationen eine Stimme geben und somit ein imaginäres Parlament schaffen. Auf der Basis von Gesprächen und Interviews, in denen Bürgerinnen und Bürger Forderungen und Utopien formulieren, schaffen die Künstler Portraits in Form von Grafiken und illustrierten Textbotschaften.
 
Ausstellung: 3. Dezember 2013 bis 2. Februar 2014
 
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

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