Sonntag, 22. Februar 2015

Oberflächlich – Nein Danke, ich habe es gelesen!

Der respektlose Umgang der Menschen miteinander nimmt immer mehr zu. Das ist ein Zeichen unserer Zeit. Anstatt die wenigen Pflänzchen persönlichen Engagements zu schützen und zu hegen, werden sie gnadenlos niedergemäht. Und zwar nicht wegen ihrer Wirkung sondern ausschließlich aufgrund der äußeren Erscheinung.
Alles atmet den Hauch von Flüchtigkeit, mangelndem Gestaltungswillen und Gedankenlosigkeit – summa summarum dies Druckwerk ist ein Zeichen unserer Zeit.“ – wenn diese Zusammenfassung für das hier in Rede stehende Buch gelten soll, dann gilt sie für seine „Rezension“ allemal.
Walther/Lehnhardt, Birgit und Andreas Eichler arbeiten nach der Ansicht von R. F. Meyer flüchtig und gedankenlos. Das ist schon starker Tobak. Denn worauf der Rezensent seine Einschätzung stützt, lässt sich der „Rezension“ nicht entnehmen. Vielmehr erkenne ich in diesen vernichtenden Zeilen ausschließlich ein Verharren in der Vergangenheit und eine Ignoranz der Gegenwart. Mit einer guten Buchrezension, welche die positiven und negativen Aspekte einer Publikation sorgfältig abwägt, haben die Zeilen R. F. Meyers m. E. nichts zu tun. Alle berühmten Raucher der Zeitgeschichte wären unter dem olfakorischen Aspekt für Nichtraucher immer unangenehm gewesen. Komischerweise kam es darauf niemals an….
Den von R. F. Meyer geäußerten Ansichten mangelt es primär an Trennschärfe zwischen der absolut berechtigten Kritik an gesellschaftlichen Entwicklungen und dem leidenschaftlichen Tun von Bücherfreuden. Soll kein Kunstbuch mehr erscheinen, nur weil sich kaum noch jemand den Lichtdruck leisten kann oder wollen wir unserem Pirckheimer Freund Kugler zurufen,: „Schreib nicht über Bücherfreunde, so lange Du Dir nur books on demand leisten kannst!“?
Ich habe die Bücher von Walther/Lehnhardt und Kugler gelesen und bin weder erblindet noch sind meine Atemwege verätzt – alles gesund! Ich habe vielmehr neue Einblicke gewonnen in mir unbekannte Sammlungen von interessanten Leuten. Meine Begeisterung für den Inhalt und meine Achtung vor dem Mut und Engagement der „Macher“ haben Fakten wie die unschönen 135 g/m2, das Lesebändchen und den Einband den rechten Platz zugewiesen – irrelevant! Diese Bücher haben bei mir ihr Ziel erreicht, mich unterhalten und mir schöne Stunden geschenkt. Einen Satten wieder hungrig gemacht.
Sicherlich das Buch richtet sich auch an Bibliophile, aber in erster Linie möchte es doch erreichen, Nichtbibliophile zu Bibliophilen zu begeistern. Das Buch will Sammler und Orte des Buches vorstellen, anregen, mehr zu erfahren und unterhalten, mehr nicht – vor allem keinen gekünstelten, bibliophilen Ansprüchen gerecht werden. Was sollen das überhaupt für Ansprüche sein?
Das Heranführen an neue Einsichten ist die Verantwortung des Wissenden, und ich habe bisher jede dieser Lektionen genossen, weil ich eingestand, es nicht zu kennen und somit die Tür öffnete, um an der Begeisterung eines anderen teilhaben zu dürfen. Nur so werden wir die Reihen der Mitglieder bibliophiler Gesellschaften verjüngen.
Wer heute lebt, sich mit der Gegenwart auseinandersetzt und dennoch das Engagement an den Tag legt, ein Buch über Büchersammler herauszubringen, verdient zuallererst Respekt! Allen Akteuren ist gemeinsam, dass sie unter persönlichen Opfern und den Zwängen der Ökonomie dennoch etwas auf die Beine gestellt haben, was für uns alle einen Mehrwert darstellt. Geht es besser? Na klar geht es immer besser. Aber sollte es deswegen unterbleiben? Nein die Welt ist bunt und besteht eben nicht nur aus „schwarzer“ Druckerschwärze!
Hilfe und Unterstützung anzubieten, Mut zu machen für weitere gleichartige Vorhaben, das wäre für mich eine wünschenswerte und gerechtfertigte Reaktion desjenigen, der mehr weiß und der mehr Erfahrung besitzt. Und ich bin mir sicher, keiner der „Macher“ wehrt sich beim nächsten Projekt gegen die Mitarbeit oder die Spende von ?0.000 € solch leidenschaftlicher Buchliebhaber wie R. F. Meyer, denn Seide, Leinwand oder Leder müssen ja finanziert werden.
Wir alle sollten uns bei unserem Handeln stets bewusst sein, dass jeder der sich aufgrund einer solchen „meyerischen Rezension“ nicht auf das Buch an sich einlässt und sich nicht seine eigene Meinung darüber bildet, ob Büchersammeln etwas für ihn wäre, schnell unwiederbringlich ein verlorener potentieller Bücherfreund und Antiquariatskunde ist. Damit schaden wir unserem Anliegen und den Werten unserer Sammlungen.
Mit der Zeit zu gehen, darf nicht bedeuten, im Gestern zu verharren oder den eigenen Anspruch aufzugeben. Seit der Erfindung des Buchdrucks wird vom Untergang des Buches gesprochen, aber es ist noch da und das bei sich stark veränderten Geschmäckern. Das Buch steht stets im Kontext der Zeit in welcher es entstanden ist! Den heutigen Machern von Büchern kann ich nur zu rufen, es ist ein schwerer Kampf aber ich glaube daran, dass es kein Kampf von einer aussichtslosen Position ist. Im Rahmen meiner Möglichkeiten und Interessen habt ihr immer einen Verbündeten.
(Dr. Ralph Aepler)

1 Kommentar:

https://www.facebook.com/peter.rhein?fref=ufiPeter Rhein hat gesagt ...
Ich habe die Kritik von Rainer Friedrich Meyer mit großem Vergnügen gelesen, als ironische Kritik der Zeit und bemerke: Er hat Recht! Die Entgegnung ist doch sehr verbissen und bei allem Mitgefühl für den Respekt des "Wollens", Abstriche an der Solidität der künstlerisch/ handwerklichen Ergebnisse sind leider ein Zug der Zeit.
23.02.2015

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