Freitag, 3. März 2017

Bucheinbände der Wiener Werkstätte

Dem Gedanken des Gesamtkunstwerkes verpflichtet, beschäftigten sich zahlreiche Entwerfer und Handwerker der Wiener Werkstätte (WW) auch mit der künstlerischen Gestaltung von Büchern. In einer Ausstellung zeigt das MAK einen Überblick über die facettenreichen Einbandentwürfe. Circa 70 Bücher aus den Privatsammlungen von Ernst Ploil, Gastkurator der Ausstellung, und Richard Grubman werden um 40 originale Entwurfszeichnungen und rund 500 Lederstempel aus der MAK-Sammlung ergänzt.
Koloman Moser, Bucheinband,
Ausf.: Carl (Karl) Beitel 1904
Leder, geprägt. © Sammlung Ernst Ploil
In ihrem erfolgreichen „Kampf gegen die schrecklichen, roten, goldverzierten Einbanddecken unserer Prachtwerke“, wie es 1905 in der Wiener Sonn- und Montagszeitung hieß, ließ sich die Wiener Werkstätte von der Arts and Crafts-Bewegung inspirieren. Vor allem William Morris’ Kreationen lieferten den WW-Gründern Josef Hoffmann und Koloman Moser wesentliche Impulse. Sie bezogen bewusst jenes Leder aus Paris, das auch Morris als kostbaren Schutz für Bücher einsetzte. Bereits 1904 engagierten Hoffmann und Moser den renommierten Wiener Buchbinder Carl Beitel als Geschäftsführer ihrer Buchbinderei. Seine technische Kompetenz entsprach dem Anspruch der WW auf höchste handwerkliche Qualität. Nicht nur die manuelle Fertigung, auch die originelle Gestaltung der Bücher wurde national und international gewürdigt, unter anderem von Berta Zuckerkandl.
Josef Hoffmann, Bucheinband mit Schuber,
WW, um 1920. Leder, Goldprägung,
Karton, Tunkpapier. © Sammlung Ernst Ploil
Bei der Herstellung von Kleister- und Tunkpapieren kam insbesondere Carl Beitel eine tragende Rolle zu. Aus Tunkpapier wurden 1904 Einbände nach Entwürfen Koloman Mosers geschaffen: Adele Bloch-Bauer scheint hier als erste Kundin der WW im Modellbuch auf. Als Material diente meist Ziegenleder, sogenanntes „Maroquin“. Gelegentlich wurden auch Stoffe verwendet, seltener exotischere Lederarten wie Krokodil-, Schlangen-, Perlrochen-, Eidechsen- oder sogar Froschhaut.
Mit ihrer Ideenfülle und professionellen handwerklichen Umsetzung lieferten die Bucheinbände der Wiener Werkstätte der österreichischen Buchkunst wesentliche Impulse.

Ausstellung: 8. März - 28. Mai 2017

MAK, Stubenring 5, 1010 Wien

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