Freitag, 27. September 2013

Die Kunst der Zeichnung

Mit dem Untertitel Handzeichnungen aus der Sammlung ist im Museum Junge Kunst Frankfurt (Oder) noch für 2 Wochen eine Ausstellung zu sehen, für die aus einem Bestand von cirka 1.400 Zeichnungen rund 120 Blätter von 33 Künstlern ausgewählt wurde. Ihr Entstehungszeitraum erstreckt sich von 1944 bis zu Beginn des neuen Jahrtausends. Die Maler und Zeichner gehören vier Generationen an. Einige von ihnen erhielten ihre künstlerische Ausbildung und Prägung in der Zeit der Weimarer Republik oder in der des Nationalsozialismus, andere wiederum fanden ihre Formensprache in der DDR oder in der Zeit nach 1990. Etwa 75% der Zeichnungen entstanden in der DDR-Zeit. Sachliches (Volker Stelzmann), Expressives (Wolfgang Henne), Realistisches (Curt Querner) und Surreales (Roger Loewig) überwiegen, doch ebenso sind Haltungen des Informellen (Kathrin Harder) und der konkreten bzw. der konstruktiven Kunst (Wilhelm Müller) zu finden. Die Konzentration auf das Medium der Handzeichnung, letztendlich ist es die Faszination des Linearen, ermöglicht einen sehr differenzierten Blick auf die vielfältigsten technischen Mittel und pragmatischen Möglichkeiten des Zeichnens. Dabei kann die Zeichnung sowohl Skizze vor der Natur und vor dem Model, als auch Studie für zu malende Bilder oder für räumliche Objekte sein. Sie kann ebenso zu einem Lehr- und Lernmittel oder zu einer schnell hingeworfenen Ideenskizze werden, wofür beim Letzteren der italienische Begriff Disegno (das heißt sowohl Zeichnung als auch künstlerische Idee) stehen kann.
Die Bilder sind in der Spätrenaissancehalle des Rathauses chronologisch konzipiert. Verschiedene stilistische Haltungen ergeben zum Teil konträre Positionen. Auch die Blattgrößen sind sehr unterschiedlich. Es gibt die über 7 Meter lange Zeichnung von Hans Scheuerecker und wahrste Kabinettstücke, wie die handtellergroßen Entwürfe von Hans Ticha. Die stilistischen Besonderheiten und der formale Individualismus kommunizieren untereinander, der Besucher wird Zeuge und Partner dieser Dialoge.
(Armin Hauer, Kurator)
 
Ausstellung:  7. Juli bis 6. Oktober 2013
 
Museum Junge Kunst
Frankfurt/Oder

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