Sonntag, 31. August 2014

Reflexionen

Das Druckgraphik-Atelier . Edition Kellerdruck, stellt unter diesem Titel Druckgraphik zu Literatur von Ingrid Bertel, Egon Bresien, Ute Hausfeld, Dagmar Hintzmann, Angelika Ludwig, Harald Reibke und Jutta Schölzel vor. Die sieben unabhängigen Künstler der "Freien Gruppe Druckgrafik", basierend auf einem 1980 durch den Maler und Graphiker Egon Bresien gegründeten „Zirkel für Druckgraphik“, nutzen in Köpenick ein Gemeinschaftsatelier mit einer Tiefdruckpresse. Dort pflegen sie die Technik der Radierung und sie haben schon zahlreiche gemeinsame Ausstellungen vor allem zur Literatur organisiert. Das Deutsche Literaturarchiv in Marbach hat Radierungen dieser Gruppe angekauft und auch das Kleist-Museum in Frankfurt/Oder besitzt eine Mappe mit Radierungen.
Egon Bresien, 2014, Kaltnadel, zu J. Joyce
Druckgraphik zu Literatur heißt nicht zwingend: Illustration der Literatur. Heinrich Heine schrieb: „Mein Wahlspruch bleibt: Kunst ist der Zweck der Kunst, wie Liebe der Zwecke der Liebe, und gar das Leben selbst der Zweck des Lebens.“ Und so zeigt diese Präsentation verschiedenste Auseinandersetzungen mit der selbstgewählten Literatur. Ingrid Bertel ließ sich von Gedichten von Wisława Szymborska zu freien Farbarbeiten anregen. Egon Bresien arbeitete zu Finnegans Wake von James Joyce, dem darin mehr am Klang und am Rhythmus als am Sinn lag. Eine Übersetzung, wird gesagt, verbietet sich von selbst. Sich mit grafischen Mitteln dieser Literatur zu nähern war ihm eine Verlockung, die von Verbotenem ausgeht, mit der Gewissheit, sich dabei die Finger zu verbrennen. Ute Hausfeld, Kaltnadelradierungen u.a. zu Christa Wolf und Martin Walser, sagt: „Die bildnerische Umsetzung entsteht als Extrakt aus den jeweiligen literarischen Werken. Die grafische Darstellung ist ein intuitiver Prozess, es ist wie 'Schreiben', nur zeichnerisch. Dagmar Hintzmann schuf Reservagen mit Aquatinta und Strichätzung zu Annemarie Schwarzenbach, berührt von ihrem Leben und ihrer Stellungnahme gegen Unrecht. Harald Reibke nachvollzog für seine Aquatinta-Arbeiten zu Theodor Fontane einen Teil der Fontane-Reise durch die Mark Brandenburg. Eine Farbradierung schildert die unmenschliche über 30 jährige Gefangenschaft der Bildhauerin Camille Claudel. Jutta Schölzel hat sich auf die Spuren von Penthesilea begeben, deren Stolz, Aufrichtigkeit und inneren Kampf Kleist so eindrucksvoll beschrieben hat.
(Eberhard Hartwig)

Eröffnung: 13. September 2014, 17-19 Uhr
Musik: Hanno Koloska, Fagott, und Angela Wingerath, Stimme, Improvisationen.
Ausstellung: 13. September bis 14. Oktober 2014

Druckgraphik-Atelier . Edition keller-druck
Dietrich-Bonhoeffer-Str. 3
10407 Berlin

Keine Kommentare: