Samstag, 23. August 2014

Werner Klemke zum 20sten Todestag

Am 26. August 1994 verstarb das Gründungsmitglied der Pirckheimer-Gesellschaft Werner Klemke. Dieser Perrsönlichkeit widmen sich einige Beiträge, so u.a. vom Pirckheimer Harald Kretzschmar und dem Berliner Drucker Martin Z. Schröder.
 
Der Artikel von Harald Kretzschmar in der Wochenendausgabe des Neuen Deutschland unter der Überschrift Die Haltung des Zeichners widmet sich der Frage: Was zum frühen Werner Klemke dringend zu erinnern ist. Kretzschmar schildert die späte Erinnerung an die antifaschistische Vergangenheit von Werner Klemke. "Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will - dieser Sinnspruch ist recht vielseitig zu deuten. Wer dazu neigt, krumme Sachen zu machen, übt sich darin beizeiten, das ist eine mögliche Bedeutung. Die Generation des 1917 geborenen Berliner Zeichners Werner Klemke war auf fatale Weise dieser Verführung ausgesetzt. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 wurde sie schwerbewaffnet ausgesandt, in ...".

Martin Z. Schröder stellt seinen Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 22. August unter die Überschrift: Ein Held aus dem Antiquariat und untertitelt: Werner Klemke war der große DDR-Grafiker. Zuvor nutzte er seine Kunst, um Leben zu retten.
Er würdigt ausführlich die Bedeutung Klemkes in der Graphikszene der DDR und darüber hinaus: "Werner Klemke? Sein Ruhm schwappte kaum über die innerdeutsche Grenze. Wer heute von der Buchkultur in der DDR schwärmt, meint ... auch (die) nicht eben wenigen illustrierten Werke, die Kinderbücher, die schönen Klassikerausgaben. Und dann ist man auch schon bei Werner Klemke, dem ostdeutschen Großmeister des Buchentwurfs. ... Er beherrschte alle gebrauchsgrafischen Techniken - vom Holzstich bis zur Kreidezeichnung. Er arbeitete für den Trickfilm und die Presse, gestaltete Prospekte, malte Plakate, kalligrafierte, entwarf Bühnenbilder und Kostüme, Abziehbilder und Briefmarken, schuf Bleiverglasungen, Exlibris, Filmprogramme, Glasuntersetzer, Hausfassaden, Schallplattenhüllen, Postkarten, Signete, Wandschmuck, Glückwunschkarten - und vor allem Bücher. Über 800 Bücher. ...
Und Werner Klemke beeinflusste als Professor an der Berliner Kunsthochschule in Weißensee die Bildsprache dieses Landes. Dieser in der Buchgeschichte einmalig schaffende Künstler war wegen seiner über 35 Jahre lang stets mit einem kleinen Kater versehenen Titelzeichnungen der Zeitschrift Das Magazin so bekannt und beliebt, dass er sogar mit dem für seine Schlagfertigkeit und gefährlichen politischen Spitzen populären Conferencier 0. F. Weidling 1982 eine ganze Femsehshow mit unterhaltsamem Gespräch über Gebrauchsgrafik ausfüllen konnte.
" Im Folgenden geht Martin Z. Schröder wie auch Harald Kretzschmar auf die lange Zeit unbekannt gebliebene Kriegsgeschichte Klemkes in Nordholland ein: "Unter Fotos und Dokumenten aus der Besatzungszeit fand sich (2011) ein Aufsatz ..., der über deutschen Soldaten berichtet: Johannes Gerhardt und Werner Klemke." Es stellte sich heraus, "dass Klemke durch Fälschung von Dokumenten nicht-jüdische Abstammungen erfunden und somit Deportationen verhindert sowie zweimal versucht hatte zu desertieren. ... Offenbar stellte den Kontakt ein zweiter Soldat her, der Fotograf Johannes Gerhardt, der mit Klemke bei der Luftabwehr diente und den Mels de Jong im Antiquariat „Erasmus" in Amsterdam kennengelernt hatte. Diese Buchhandlung war von Abraham Horodisch, einem promovierten Wirtschaftswissenschaftler, bedeutenden Verleger, Büchersammler und Handpressendrucker, nach seiner Flucht aus Berlin im Juni 1933 gegründet worden. ... Die beiden jungen deutschen Soldaten, die so kühn die deutsche Mord- und Raublust verweigerten, sind nicht weniger Helden als die Offiziere des 20. Juli. Nur haben sie ihre Geschichte nie erzählt."

Ende des Jahres wird eine
Filmdokumentation von Annet Betsalel zu diesem Lebensabschnitt von Werner Klemke fertiggestellt sein, unterstützt auch von der Pirckheimer-Gesellschaft.

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