Freitag, 12. Dezember 2014

Typograf & Grafotyp

Nachdem ich mich jetzt intensiver damit beschäftigen konnte ist es mir ein Bedürfnis, an dieser Stelle nochmals ein Buch vorzustellen, welches hier schon einmal Thema war. Matthias Gubig, den ich erst vor sieben Jahren als Gestalter der Jugendweihe-Einladung meiner Tochter und Pirckheimer kennenlernen durfte, dessen Arbeit mir natürlich schon zuvor bekannt war als Designer, der Buchreihen ein Gesicht gab, dessen Wirken ich von Studenten der Kunsthochschule Weißensee kannte und auch als Plakatgestalter und Typograf, veröffentlichte 2014 im Auftrag der Pirckheimer-Gesellschaft im vacat verlag Potsdam einen Rückblick auf fünf Jahrzehnte als Typograf & Grafotyp.
Das Buch ist deutlicher Beleg dafür, dass ein Bibliophile und Buchkünstler, dass ein Experte, der sein Leben den Buchstaben und dem Gestalten von Buchsatz und Plakaten widmet, nicht zwangsläufig in einem Elfenbeinturm lebt, sondern im Gegenteil gerade durch sein Schaffen in das Getriebe gesellschaftlicher Entwicklung eingreifen kann. Nicht nur, dass im rückschauenden Betrachten der Arbeiten von Matthias Gubig ein vergangener oder zumindest vergänglicher Zeitgeist wieder deutlich wird - seinen Arbeiten interpretieren nicht einfach das Bestehende und zeigen nicht nur eine persönliche Haltung, sie regen zu einer Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit an, die zum Handeln inspiriert. Das wird nicht nur in seinen Neujahrsgraphiken ab 1970 (S. 204ff) und auch nicht erst besonders in seinen späten Drucken (S. 130ff) deutlich. Die Spätdrucke leistet sich Matthias Gubig übrigens seit 2003 und sie widmen sich genauso dem antiken Philosophen Theophrast wie den Wörtern und Unwörtern der deutschen Sprache, Machiavellis Der Fürst, der Günderode, Giordano Bruno, Lichtenberg, einem "Zwiegespräch" von Plinus dem Jüngeren und Volker Braun, sowie Jürgen Rennert. Besonders köstlich und anregend ist die Interpretation des Typografen Matthias Gubig zu Buchstaben mit dem Titel Alpha-B.
Dieses Buch nimmt man immer wieder gern in die Hand, auch, um Jüngeren, womit wir wieder bei meiner Tochter wären, den Spass am Buch zu vermitteln und Vergangenes zu erklären.
(ad)

ISBN 978-3-930752-52-2

Keine Kommentare: