Sonntag, 5. April 2015

Vier Wege vor dem Jetzt

Ulla Waller, Foto © Burg Beeskow
Als Ulla Walter 2004 den Kunstpreis der Märkischen Oderzeitung erhielt, waren sich die Kritiker einig: die spannungsreichen Werke der Künstlerin sind eine Ausnahmeerscheinung. Sie offenbaren einen Menschen, der um die Zwiespältigkeit von Zeitenwenden nicht nur weiß, sondern in der Tat verinnerlicht, was er sieht, und seine Anschauung ungeschönt auszudrücken vermag. Über mehrere Jahrzehnte ihres Lebens resümiert die ehemalige Meisterschülerin von Bernhard Heisig in ihrer derzeitigen Ausstellung auf Burg Beeskow: Ihr Selbstporträt aus dem Jahre 1978 stellt sie an den Anfang, es folgen Werke auf Leinwand und Malplatte aus den 1980er Jahren, geprägt von der Schwermut einer Endzeit. Dagegen verheißen die Titel ihrer Bilder kurz nach dem Umbruch interessante Charakterstudien: wir treffen auf Goldsucher, Pferdefrau und Heimkehrer. Wenig später entstehen erstmals Objekte – Beispiele einer fast lustvollen Experimentierfreude, die nicht zuletzt künstliche Materie hinterfragt. Ulla Walters Versuch, Beton in Ölmalerei einzubinden, führt uns hinüber zu ihren jüngeren Arbeiten des letzten Jahrzehnts. Die Künstlerin beschreibt das Ergebnis als „Vermischung bisher unversöhnlicher Materialsprachen“: „Beton - als Zivilisationsprägung moderner Urbanität, wird ertastbar gemacht und in die Geheimnisse sensibler Malerei gebettet“. Es ist die Schwere des Aufstiegs, die den Gipfel noch verlockender macht. Dieses Credo durchzieht das Schaffen von Ulla Walter, die seit vielen Jahren in Schöneiche bei Berlin zu Hause ist. Ihre Ausstellung „VIER WEGE VOR DEM JETZT“ vereint vier Werkgruppen und beschreitet sie wie steile Pfade. Wer ihr „nachsteigen“ will, ist eingeladen, ihre rund 40 Arbeiten auf der Burg zu sehen.
Zu empfehlen ist zudem eine Lesung mit Ulla Walter . Im Rahmen ihrer Ausstellung stellt die Künstlerin ihren noch unveröffentlichten Roman „AbBild. Biografische Bildbeschreibungen - Bilder einer Biografie“ vor, wobei sie auf die aktuell gezeigten Werke Bezug nehmen wird.

Ausstellung: 28. März - 28. Juni 2015
Lesung: 25. April 2015, 19:00 Uhr

è Burg Beeskow

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Frankfurter Straße 23, 15848 Beeskow
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